Je nach Beruf und Region kann der Bedarf an Nachwuchs im Handwerk sehr unterschiedlich sein. Schulabgänger können sich ihre Ausbildungsplätze nicht immer aussuchen, obwohl der demographische Wandel dies vermuten lässt. In manchen Regionen gestaltet sich die Lehrstellensuche durchaus schwierig. In anderen Regionen gibt es jedoch Firmen, die ihre Lehrstellen nicht besetzen können.
Chancen auf Ausbildungsplatz im Handwerk
Offene Lehrstellen regional unterschiedlich verteilt
Schwierige Lehrstellensuche in manchen Regionen
Jugendliche sollten bei der Bewerbung um eine Lehrstelle weiterhin viel Sorgfalt verwenden, denn nicht in allen Branchen und Landstrichen werden verzweifelt Azubis gesucht. So wird es in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr voraussichtlich mehr Bewerber als freie Ausbildungsplätze geben. Besser für die jungen Leute sind die Aussichten in Brandenburg, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. Ihnen spielt auch in die Hände, dass 2015 weniger Schüler die Schule verlassen werden als 2014. Außerdem entschieden sich bundesweit 2014 erstmals mehr Schulabgänger für ein Studium als für eine Ausbildung.
Branchen mit Über- und Unterangebot an Bewerbern
Nicht nur regional, auch bei den verschiedenen Berufen sind die Unterschiede immens. Ausbildungsplätze zum Mediengestalter, Veranstaltungskaufmann, Fotograf oder Gestalter für visuelles Marketing werden stark nachgefragt. Gastronomie, Hotellerie, Reinigungsbranche, Metzger und Bäcker suchen händeringend nach motivierten Jugendlichen.
Unbesetzte Lehrstellen und enttäuschte Schulabgänger
Im Jahr 2014 konnten 37.000 Lehrstellen nicht besetzt werden, eine Steigerung von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das war unbefriedigend – sowohl für die Betriebe, die keine geeigneten Bewerber fanden, als auch für die jungen Menschen, die keinen Ausbildungsvertrag unterschreiben konnten. Davon waren 81.000 Jugendliche betroffen. Einige fanden eine andere Beschäftigung oder gingen weiterhin zur Schule. Rund ein Viertel ging aber leer aus.
Unbesetzte Lehrstellen
Fast die Hälfte der Handwerksbetriebe hat Probleme bei der Fachkräftesicherung. Im Jahr 2014 konnten deutschlandweit rund 20.000 Lehrstellen nicht besetzt werden. Deshalb informieren die Kreishandwerkerschaften verstärkt Schüler über Karrieremöglichkeiten in Handwerksberufen.
Kampf gegen Klischees
Allerdings herrscht nicht in allen Branchen Personalmangel. Große Chancen auf einen Ausbildungsplatz gibt es im Metzgerberuf, da er unter Imageproblemen leidet. Doch das Klischee vom tumben, verschmierten Fleischer stimmt nicht. Um dies zu erkennen, müssten sich Schüler im Betrieb umsehen, beispielsweise bei einem Praktikum. Hier ist auch die Unterstützung von Lehrern gefragt: Sie können ihre Schüler informieren und auch für unbeliebte Berufe begeistern.
Große Unterschiede zwischen einzelnen Handwerksberufen
Die Bierbrauer haben hingegen keine Schwierigkeiten bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. Hier gibt es sogar wesentlich mehr Bewerber als Stellen. Dazu trägt bei, dass deutsche Bierbrauer auf der ganzen Welt gefragt sind und es gute Aufstiegsperspektiven gibt. Großes Wachstumspotenzial steckt derzeit in Südamerika und in Asien. Deutsche Brauereien produzieren an vielen Standorten auf der Welt direkt für den dortigen Markt.
Mädchen ermutigen
Das Bild des schmutzigen, bis an die körperliche Belastbarkeit arbeitenden Handwerkers soll besonders bei Mädchen aus den Köpfen verschwinden. Kinder erwärmen sich oft für handwerkliche Arbeit. Gerade Mädchen lernen durch das Selbermachen, dass sie handwerklich genauso gut wie Jungs sind. Diese Begeisterung muss ins Jugendalter gerettet werden.
Den jüngeren Auszubildenden einiges voraus
Studienabbrecher sind in vielen Betrieben willkommen. Einen Vorteil sehen Arbeitgeber in der persönlichen Reife und im hohen Verantwortungsbewusstsein älterer Azubis. Die Exmatrikulation muss kein Drama sein. Wenn sich jemand an der Uni nicht wohlfühlt oder der Studiengang sich als die falsche Wahl herausstellt, ist eine Ausbildung häufig die richtige Alternative. Der Gedanke daran, dass die reguläre Ausbildungszeit unter Umständen verkürzt wird, macht vielen Studienabbrechern die Entscheidung für eine Lehre leichter.
Exmatrikulation nicht als Scheitern ansehen
Die Betriebe stellen freilich niemanden gerne ein, für den die Ausbildung eine Notlösung darstellt. Wer noch dem Studentenleben nachtrauert, wird es schwer haben. Entscheiden sich Studenten jedoch aus Überzeugung für eine Lehre, werden sie mit offenen Armen empfangen. Im vergangenen Jahr gab es etwa 80.000 Studienabbrecher. Etwa jeder fünfte von ihnen nimmt ein halbes Jahr nach der Exmatrikulation eine Berufsausbildung auf. Knapp die Hälfte findet direkt eine Arbeitsstelle.
Studienabbrecher sollen einen Beruf lernen
Es ist verlockend, nach dem Studienabbruch einfach zu jobben und so direkt Geld zu verdienen. Doch wenn der Arbeitgeber in Schwierigkeiten gerät, sind die Mitarbeiter ohne Ausbildung oft diejenigen, die als erste gehen müssen. Dazu kommt, dass die Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten ohne abgeschlossene Berufsausbildung eingeschränkt sind. Etliche Handwerksbetriebe suchen hingegen lange nach geeigneten Auszubildenden und erkennen in den Studienabbrechern ein großes Potenzial – beispielsweise im Maschinenbau. Deswegen werben die Handwerkskammern verstärkt um sie.
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Zuletzt aktualisiert am 14. April 2015.