Quelle: Grafschafter Nachrichten 6. November 2019; Autor: David Hausfeld
Der Generationswechsel trifft auch Firmen in der Grafschaft Bentheim. Doch wie die Nachfolge regeln und was, wenn der Nachwuchs nicht infrage kommt? Vier Grafschafter Betriebe haben den Führungswechsel hinter sich. Vier Mal war der Weg ein anderer.
Nordhorn „Bis Anfang 20 habe ich mich nicht für das Unternehmen interessiert“, berichtet Henning Kortmann, Geschäftsleiter von Kortmann Beton in Schüttorf bei einem Infoforum zum Thema Unternehmensnachfolge im Nordhorner Nino-Hochbau. „Ich wollte gerade weit weg und studieren.“
Doch es kam anders. Gesundheitlich angeschlagen, lotste Kortmanns Vater seinen Sohn in die Firma. Henning Kortmann, für den Beton bis dato nicht mehr als eine „graue Soße“ war, willigte ein und begann ein duales Studium, um schließlich 2014 – im Alter von 26 Jahren – das Geschäft zu übernehmen. Die Übernahme war ein langer Prozess, resümiert er. Darauf gälte es sich einzustellen, denn „man will am Ende nicht nur ein Unternehmen, sondern auch eine Familie behalten.“
Neuenhauser Unternehmen verkauft
Bewusst gegen eine Familiennachfolge entschied sich Klaus Egbers, Geschäftsführer der Neuenhauser Firma HKM Sports Equipment, wie er auf dem Podium erklärt. Egbers hatte den Betrieb von seinem Vater übernommen und einige Jahre mit Herzblut geführt. Als ihm die Arbeit gesundheitlich zusetzte, entschied er sich, die „selbst auferlegten Zwänge“ zu lösen und die Firma an einen Finanzinvestor zu verkaufen.
Die eigenen Kinder waren zu jung, um als Nachfolger infrage zu kommen. Egbers: „Ich hätte bis 70 weitermachen müssen.“ 30 Jahre sei Egbers mit der Firma gewachsen. Das Schwierigste in dem langen Verkaufsprozess – rund anderthalb Jahre dauerten die Vorbereitungen – sei das „Loslassen“ gewesen, sagt der Unternehmer. „Man verkauft schließlich keine Ware, sondern Emotionen und Bindungen.“
Ganze Familie folgt in Nordhorner Betrieb
Ganz anders ist die Situation für Alfred Moggert, Geschäftsführer der Werkstätten Group in Nordhorn. Gleich drei Söhne sind ihrem Vater in den Familienbetrieb gefolgt. Mit Nils und Janek Moggert haben sich auch zwei der Söhne auf dem Podium eingefunden. Für Nils Moggert war der Tritt in Vaters Fußstapfen nicht immer klar. Wie er erzählt, habe er mit dem Gedanken gespielt, Physiotherapeut zu werden. „Das hat sich sehr schnell gelegt, als ich die Gehaltsstrukturen gesehen habe“, sagt er. Während seines Studiums zum Wirtschaftsingenieur sei ihm klar geworden: „Das will ich machen.“
Vater gibt Führung ab – bleibt Unternehmen erhalten
Leicht fiel dem Vater von Nils Obremba die Übergabe der Führungsposition der Steuerberatungsgesellschaft Obremba & Partner zunächst nicht. „Das Schwierigste war, dass das Alltagsgeschäft wegfiel“, sagt Nils Obremba. „Für mich war er immer noch der Chef, doch für ihn war er kein Chef mehr.“ Heute gefalle dem Vater die Rolle jedoch gut; als Steuerberater ist der immer noch im Unternehmen tätig. Lediglich für die Übergabe hätten sich die Firma mehr Zeit nehmen sollen, sagt Obremba rückblickend, „aber so hat es auch geklappt.“
Externe Experten
Mit den Unternehmensberatern Reinhold Voß genannt Dust, Geschäftsführer des Grafschafter Wertekontors und Beatrice Rodenstock, die einen Eröffnungsvortrag zum Thema „Nachfolge gestalten“ hielt, schildern außerdem zwei externe Experten aus ihren Erfahrungen. Am Ende des von der Grafschafter Volksbank und Obremba & Partner ausgerichteten Fachforums stehen alle Redner für Fragen zur Verfügung. Die rund 170 Gäste im Publikum schlagen das Angebot jedoch aus.